Zum Inhalt

Integration der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen in das Team

BewohnerInnen MitarbeiterInnen Umfeld

Kurzbeschreibung

Im Haus St. Vinzenz gab es bereits vor mehr als fünf Jahren Aktivitäten zur Akquisition von Ehrenamtlichen. An- und Zugehörige sowie pensionierte Mitarbeiter:innen, die etwas Gutes für sich und andere tun wollten, engagierten sich und waren Teil eines Pools von Ehrenamtlichen, die Bewohner:innen regelmäßig begleiteten und Mitarbeiter:innen unterstützten. Bedingt durch die Pandemie kam die Arbeit der Ehrenamtlichen zum Stillstand. Für einen Neustart definierten Haus- und Pflegedienstleiterin das Ehrenamt als Entwicklungsthema im Rahmen der Rezertifizierung NQZ next level mit dem Ziel, das Angebot für ein ehrenamtliches Engagement im Haus St. Vinzenz innovativ und attraktiv zu gestalten.

Entstehungsprozess

Primäres Ziel, das die Verantwortlichen mit dem Entwicklungsthema "Ehrenamt" anstreben, ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Autonomie, Selbstbestimmtheit und Lebensqualität zu ermöglichen. Oftmals wohnen die An- und Zugehörigen nicht in unmittelbarer Nähe des Hauses, führen ein autonomes Leben und sind nicht ständig erreichbar. Daher sind Ehrenamtliche in der Altenpflege essentiell. Sie übernehmen als Zuhörer:in, Kommunikator:in, Freund:in, Begleiter:in und Unterstützer:in eine wichtige Rolle.
Ein weiteres Ziel ist der gezielte Einsatz von Ehrenamtlichen zur Entlastung und Unterstützung der Mitarbeiter:innen der Pflege und Betreuung sowie der An- und Zugehörigen. Mitarbeiter:innen stehen oft im Gewissenskonflikt, da sie aufgrund zeitlicher und personeller Ressourcen nicht immer die Möglichkeiten haben, sich im jeweils benötigten Ausmaß um die Sorgen, Wünsche und Ängste der Bewohner:innen zu kümmern. Durch die Zeitressource und den gezielten Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen kann die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der im Haus lebenden Personen erheblich gesteigert werden. Zudem führen die Besuche der Ehrenamtlichen zusätzlich zu einer Entlastung der An- und Zugehörigen, die oft nicht so häufig auf Besuch kommen können. Das soziale Netzwerk der Bewohner:innen und ihre Kontakte nach Außen werden durch die zusätzlichen Besuche erweitert.
Das Haus St. Vinzenz möchte mit der Ehrenamtlichkeit auch eine Brücke in den elementaren Bereich schlagen. Nicht nur die umliegenden Elementarbereiche (Kinderkrippe, Kindergarten, Volksschule mit dem Schwerpunkt Sonderschule und Montessorischule) können mit dem generationsübergreifenden Ansatz Selbstbewusstsein, Erfahrungen und Aspekte der Selbstverwirklichung erleben. Durch den Austausch von Jung und Alt wird ein besonderer Wert geschaffen. Begegnungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern im Pflegeheim werden ermöglicht, Feste werden gemeinsam gefeiert, es wird gemeinsam gesungen, gespielt und vieles mehr. Viele Kinder haben im familiären Umfeld keine Seniorinnen und Senioren, viele Bewohner:innen erleben bei Begegnungen mit Kindern besondere glückliche Momente, Erinnerungen an die eigenen Kinder oder Enkelkinder werden wieder geweckt.
Durch den gezielten Einsatz einer Ehrenamtskoordinatorin bzw. eines Ehrenamtskoordinators können die Fähigkeiten und Fertigkeiten der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen bedarfs- und bedürfnisorientiert auf die Bewohner:innen der Wohnbereiche abgestimmt werden. Die Mitarbeiter:innen der Pflege und Betreuung werden entlastet, die Neugier der Bewohner:innen wird geweckt, Freundschaften werden geknüpft, ein interaktiver Austausch findet statt und schöne Erinnerungen werden festgehalten.

Zielsetzungen

Wesentlich für die Zielerreichung ist der Einsatz einer engagierten und qualifizierten Ehrenamtskoordinatorin, die gemeinsam mit einem Projektteam das Ehrenamtskonzept erarbeitet. Basis des Konzepts sind Ziele und Nichtziele sowie definierte Maßnahmen, die sich an den Bedürfnissen der Bewohner:innen sowie den Anforderungen der Mit-arbeiter:innen an das Ehrenamt orientieren. Die gemeinsame Umsetzung des Ehrenamts-konzepts und vor allem die Begleitung der Ehrenamtlichen durch die Koordinatorin unterstützen die Zielerreichung maßgeblich. Mit Hilfe ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen bietet das Haus St. Vinzenz auch Feste und Veranstaltungen im Jahreskreis an. Das Ehrenamtsteam unterstützt die Bewohner:innen bei Besuchen im früheren Zuhause bzw. Wohnort und bei Ausflügen. Die Führungskräfte fördern den sozialen Kontakt zur Umgebung durch das Angebot von Veranstaltungen mit verschiedenen Gruppen, die das Haus besuchen, z. B. Kindergarten, Vereine.
Die Ehrenamtlichen erhalten zu Beginn ihrer Tätigkeit eine Einführung und Einschulung durch die Ehrenamtskoordinatorin. Diese ist regelmäßig mit allen Ehrenamtlichen in Kontakt. Sie plant die Besuche der Ehrenamtlichen mit diesen gemeinsam und stimmt sie auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen sowie auf die Abläufe in den Wohnbereichen und den Aktivitätenplan ab. Die Bewohner:innen schätzen es, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen auch als Begleitung bei Ärztinnen- bzw. Arzt- und Ambulanzbesuchen zur Verfügung stehen. Das schafft für sie große Sicherheit. Außerdem erfüllen die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen besondere Wünsche, die für die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen schwieriger umzusetzen wären, wie zum Beispiel Fahrten und Ausflüge in die Umgebung, zu Lieblingsorten oder in das frühere Zuhause. Für diese Fahrten steht ein Fahrzeug des Haus St. Vinzenz zur Verfügung. 2023 fuhren vier Ehrenamtliche mit vier Bewohnerinnen und Bewohnern in einen mehrtägigen Urlaub. Damit sich das Team der Ehrenamtlichen harmonisch in das Gefüge aller anderen Berufsgruppen einfügen kann und ohne Reibungsverluste ein Mehrwert für alle Beteiligten entsteht, ist ein zweites wesentliches Ziel des Entwicklungsthemas, dass sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe begegnen und beide Gruppen als gleichwertig angesehen werden. Um dies noch besser zu unterstützen, wurden der standardisierte Einführungsprozess für Mitarbeiter:innen sowie die dabei eingesetzten Dokumente z. B. Willkommensmappe, Checklisten für Ehrenamtliche adaptiert und umgesetzt.

Auswirkungen

Die Führungskräfte verfolgen mit diesem Entwicklungsthema das Ziel, den Bewohnerinnen und Bewohnern durch den Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein größeres Maß an Selbstbestimmung und Lebensqualität zu ermöglichen. Die ehren-amtlichen Mitarbeiter:innen fügen sich dort in das Zusammenwirken der hauptamtlichen Mitarbeiter:innen ein, wo durch Betreuungsaktivitäten, Gespräche, Ausflüge etc. die Lebensqualität der Bewohner:innen gesteigert werden kann. Dabei steht das psycho-soziale Wohlbefinden der Bewohner:innen im Mittelpunkt der Bemühungen.
Die Mitarbeiter:innen erleben den Einsatz von Ehrenamtlichen und deren Begleitung durch die Ehrenamtskoordinatorin als wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Bewohner:innen. Es ist im Haus St. Vinzenz gelungen, das Zusammenwirken haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen so zu gestalten, dass eine Begegnung auf Augenhöhe gelingt, alle Beteiligten die Kompetenz und das Wirken der anderen schätzen und ein reibungsloses Zusammenarbeiten stattfindet.

Auf einen Blick

Organisation Haus St. Vinzenz in Pinkafeld
Qualitäts- und Ergebnisfelder
  • 1.4. Heimeinzug
  • 2.3. Zusammenarbeit
  • 4.1. Angehörige und Besucher/innen
  • 4.2. Partner/innen und Behörden
Downloads
zur Praxisbeispiele Übersicht Qualitätsfelder anzeigen