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Urlaub im ehemaligen Zuhause im Haus St. Vinzenz Pinkafeld

BewohnerInnen

Kurzbeschreibung

Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses St. Vinzenz Pinkafeld haben die Möglichkeit, ihr ehemaliges Zuhause zu besuchen. In den meisten Fällen ist dieses Vorhaben nur mit entsprechender Unterstützung durch An- und Zugehörige, Ehrenamtliche bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses St. Vinzenz möglich.

Ausgangspunkt für einen Besuch bzw. Urlaub im ehemaligen Zuhause ist stets der Wunsch der Bewohnerin bzw. des Bewohners, wieder das ehemalige Zuhause zu besuchen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bringen diesen Wunsch in verschiedener Weise in Erfahrung. Bereits im Zuge des Einzugs, aber auch bei der laufenden Erfassung der Biografie achten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf, ob die Bewohnerinnen und Bewohner entsprechende Wünsche äußern.

Für die „Rückkehr“ in das ehemalige Zuhause gibt es keine Norm oder gültige Vorgabe. Da sich diesbezüglich jede Situation anders gestaltet und somit nicht vergleichbar ist, ergeben sich auch unterschiedliche Handlungen im Zuge der Umsetzung. Die Bandbreite reicht von der Organisation und Koordination einfacher Maßnahmen bis hin zur konkreten Begleitung und auch dem Verweilen der Begleitpersonen vor Ort. Die Besuche oder Urlaube Zuhause können wenige Minuten bis hin zu mehreren Tagen dauern – ganz nach der vorliegenden Bedarfslage.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:

Herr Maier (Name wurde verändert) – 87 Jahre alt – ist seit Februar 2016 Bewohner im Haus St. Vinzenz. Die Gattin von Herrn Maier befindet sich infolge eines schweren Schlaganfalls bereits seit zwei Jahren in stationärer Pflege. Herr Maier lebte daher alleine im Einfamilienhaus und kümmerte sich mit großem Einsatz um Haus und Garten. Im Februar 2016 stürzte Herr Maier nach einem Schwächeanfall so unglücklich, dass er das Krankenhaus aufsuchen musste. Sein gesundheitlicher Zustand ließ es nicht zu, dass er wieder in sein Zuhause zurückkehren konnte. Herr Maier wurde daher im Haus St. Vinzenz aufgenommen und im Zuge dessen ein Sachwalter für ihn bestellt.

Herr Maier konnte sich kaum mit der Tatsache abfinden, dass er nicht mehr selbst die Angelegenheiten rund um Haus und Garten erledigen konnte. Das Pflege- und Betreuungsteam im Haus St. Vinzenz versuchte daraufhin Maßnahmen zu setzen, welche Herrn Maier das Einfinden in die neue Lebenssituation erleichtern könnten. Konkret hat das Betreuungsteam mit ihm – in Absprache mit dem Sachwalter – Fahrten in sein Haus organisiert, damit er dort „nach dem Rechten sehen konnte“.

In der Zwischenzeit suchte Herr Maier mehrmals sein ehemaliges Zuhause auf, wo er mit entsprechender Unterstützung auch Kleinigkeiten vor Ort erledigen konnte. Nach dem letzten Besuch meinte er von sich aus, dass er nicht mehr im Stande sei, die vielen Stufen in seinem Haus zu bewältigen, und dass ihm auch die viele Arbeit rund ums Haus zu viel wäre. Er sei nun froh, sein Zuhause im Pflegeheim zu haben.

Entstehungsprozess

Durch die Einführung des psychobigrafischen Pflegemodells nach Böhm wurde die Biografie der Bewohnerinnen und Bewohner noch mehr zum Ausgangspunkt aller nachfolgenden Handlungen. Die Herkunft und die Wurzeln in einer Lebensgeschichte werden mit zunehmendem Alter für jeden Menschen wichtig und daher vielmals auch hinterfragt bzw. aufgerollt. Verstärkt wird dieser Umstand durch die Abnahme der Selbstständigkeit im Zusammenhang mit Pflegeabhängigkeit und Alter. Die Bewohnerinnen und Bewohner bringen daher das Thema „Zuhause“ sehr oft zur Sprache, woraus sich Wünsche und Sehnsüchte ableiten lassen.

Diese Erfahrungen im Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Haus St. Vinzenz zum Handeln veranlasst. Mittlerweile gehören Maßnahmen in diesem Zusammenhang zum alltäglichen Tun.

Zielsetzungen

  • Leben im Sinne des Normalitätsprinzips
  • Erfüllung des Wunsches, mit dem „Zuhause“ verbunden zu bleiben
  • Vertiefung des Zugangs der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den Bewohnerinnen und Bewohnern
  • Bessere Integration der Bewohnerinnen und Bewohner in den Heimalltag durch Befriedung dieses Bedürfnisses
  • Stärkung der Selbstbestimmung und der Ich-Wichtigkeit
  • Lerneffekt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich Normalitätsprinzip
  • Ableitung von Impulsen für die Gestaltung des Heimalltages
  • Vertiefende Erkenntnisse aus der Biografie durch das Kennenlernen der ehemaligen Lebenswelt

Auswirkungen

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich durch diese Maßnahmen in vielen Fällen das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner verbessert. Die Möglichkeit, das „ehemalige Zuhause“ aufzusuchen, erleichtert das Ankommen im Pflegeheim und lässt die neue Umgebung leichter zum „neuen Zuhause“ werden.

Befürchtungen seitens An- und Zugehöriger, wonach eine Rückkehr ins ehemalige Zuhause den Abschied noch schwerer machen könnte, haben sich in den meisten Fällen nicht bestätigt. Es wurde vielmehr der gegenteilige Effekt erzielt.